Dogma Ganztagsschule
Über das Thema Ganztagsschulen wird wenig gestritten. Doch der Ausbau
des Programms ist zu einem Dogma geworden. Das Erziehungspersonal wird
nicht nur häufig gewechselt, es ist auch ungelernt und unterbezahlt.
Von
Matthias Trautsch
... Im Prinzip zweifelt aber niemand daran, dass der Ganztag ein bildungspolitischer Heilsbringer ist. Das viele Geld, das es kostet, Kinder bis zum Abend in der Schule zu lassen, sei gut investiert. Warum eigentlich? Haben früher nicht auch sechs Unterrichtsstunden ausgereicht, um findige Ingenieure, tüchtige Kaufleute und versierte Handwerker hervorzubringen?
... Im Prinzip zweifelt aber niemand daran, dass der Ganztag ein bildungspolitischer Heilsbringer ist. Das viele Geld, das es kostet, Kinder bis zum Abend in der Schule zu lassen, sei gut investiert. Warum eigentlich? Haben früher nicht auch sechs Unterrichtsstunden ausgereicht, um findige Ingenieure, tüchtige Kaufleute und versierte Handwerker hervorzubringen?
Ökonomisches und etatistisches Dogma

Und so schreitet der Ganztagsausbau unter Verweis auf paradiesische Zustände in anderen Staaten und flankiert durch Experten von OECD und Bertelsmann-Stiftung munter voran. Zumindest in den Statistiken. Was etwa in Frankfurt unter dem Stichwort „Erweiterte Schulische Betreuung“ am Nachmittag angeboten wird, ist oft nur ein Verwahrprogramm für Kinder, deren Eltern von horrenden Lebenshaltungskosten zum Vollzeiterwerb gezwungen sind.
Beaufsichtigt durch häufig wechselnde, teils ungelernte, sonst aber unterbezahlte „Erziehungspersonen“ wird der Nachmittag irgendwie herumgebracht. Die meisten Lehrer sind dann längst zu Hause bei ihren Familien. Denn auch das ist eine ungern gehörte Wahrheit des Ganztagsausbaus: Die Lehrer zur Vollzeit-Anwesenheit an der Schule zu bringen, wie es in anderen Ländern, auf deren Vorbild sonst so gern verwiesen wird, durchaus üblich ist, wagt kein Kultusminister.
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