Sonntag, 25. August 2013

Homo ludens victor.

oder   
Die Erfindung des Kindes und die Bestimmung des Menschen
  
aus: PÄD Forum 2/2003
Die Weltzeit ist ein spielender Knabe, der auf dem
Brett die Steine hin und herschiebt: Dem Knaben das Reich! 
Heraklit, fr. B 52 
Reife des Mannes: das heißt den Ernst wieder-
finden, den man als Kind hatte, beim Spiel. 
Fr. Nietzsche 
Ein Freigelassener der Schöpfung 

Joh. Gottfried Herders Wort, daß „jeder Mensch nur durch Erziehung ein Mensch wird“,1 ist allen professionellen Pädagogen aus dem Herzen gesprochen. Zwar hatte er gerade erst den Menschen als „den ersten Freigelassenen der Schöpfung“2 erkannt. Indem sich aber die Gattung durch eine „zweite Genesis“3 zum Kulturwesen gebildet hat, haben die Individuen ihre eben gewonnene Freiheit gleich wieder verspielt: „Alle Erziehung kann nur durch Nachahmung und Übung, also durch Übergang des Vorbilds ins Nachbild werden.“4 Freigelassen aus der Natur, wird der Mensch zum Lakai der eignen Überlieferung: „In welche Hände er fällt, so wird er.“5 Es konnte nicht fehlen, daß in dieser wundervollen Vieldeutigkeit seither allerlei Machtträume der pädagogischen Zunft ihren Nährboden fanden.

In Herders Ideen stehen geniale Geistesblitze, die bis heute die Forschung beleben, neben mancher Schrulle und mancher Naivität. Namentlich die (unausgesprochene, weil allzu nahe liegende) Annahme, daß es sich bei den ‚zwei Naturen’ des Menschen um zwei Stufen handelt, die zeitlich auf einander folgen, führt in die Irre. Der ur-springende Punkt bei der Menschwerdung ist allerdings der aufrechte Gang: Er hat erst die physische und, durch die Dissoziierung von Hand und Kopf, die mentale Entwicklung der Spezies auf eine völlig neue, in der Natur bislang noch nicht ‚vorgesehene’ Bahn gestellt. Aber seine ‚erste’ Natur hat er ja nicht hinter sich gelassen! Natürlich bleibt er weiter in sie verstrickt, sie wirkt bis in seine ‚zweite’, geistige Existenz hinein (und ob er in dieser Hinsicht wirklich „frei“ ist, wird von der hirnphysiologischen Forschung durchaus in Frage gestellt). Aber das gilt auch umgekehrt. Seine Entwicklung als Kulturwesen hat rückwirkend seine Stammesgeschichte umgedeutet – und hat physiologische Folgen gezeitigt. 

Unreife als Gattungscharakter 

Daß wir pädagogische Probleme überhaupt kennen, ist offenbar die Folge unserer biologischen Sonderstellung: „Das menschliche Kind kommt schwächer auf die Welt als keins der Tiere“,6 nur darum muß – und kann – es erzogen werden. Die Gründe sind physiologischer Art: „offenbar weil es zu einer Proportion gebildet ist, die im Mutterleib nicht ausgebildet werden konnte. Der Mensch allein bleibt lange schwach, denn sein Gliederbau ist, wenn ich so sagen darf, dem Haupt zuerschaffen worden, das übergroß im Mutterleib zuerst ausgebildet ward und also auf die Welt tritt.“7.

Der Schweizer Biologe Adolf Portmann sprach Mitte des vorigen Jahrhunderts geradezu von einer ‚extra-uterinen Embryonalzeit’ des Menschen: Im Vergleich mit allen andern Säugetieren sei der Mensch eine „physiologische Frühgeburt“, eigentlich „müßte unsere Schwangerschaft etwa um ein Jahr länger sein als sie tatsächlich ist“,8 und so bildet sich das höchstentwickelte Säugetier gewissermaßen ‚zurück’ zu einem sekundären Nesthocker! Dieser ‚Rückschritt nach vorn’ bestimmt fortan seinen ganzen Gattungscharakter.

Doch war die „enorme Gehirnentwicklung des Menschen und die vielleicht damit zusammenhängende Umstrukturierung der gesamten Physis in Richtung auf ‚Embryonalisierung’ und ‚Primitivität’ keineswegs eine Folge des Kampfes ums Dasein“ und nicht das Resultat eines Auslesevorgangs, wie eine an Darwin orientierte Orthodoxie vermuten würde, „sondern durch direkte innere Ursachen provoziert“, und diese endogene „Umstimmung“ des Menschen war „so radikal, daß sie ihn aus allen ‚natürlichen’ Lebensbedingungen hinauswarf und auf eine sonst nicht vorhandene und neuartige Lebensführung“ verwies, meint der Philosoph und Kultursoziologe Arnold Gehlen9 - im unmittelbaren Anschluß an Herder: „Das Tier ist, was es ein soll. Der Mensch allein ist im Widerspruch mit sich und mit der Erde, denn das ausgebildetste Geschöpf unter all ihren Organisationen ist zugleich das unausgebildetste in seiner eigenen neuen Anlage.“10 

Was aber bedeutet ‚Ausbildung’ in der Natur? Anpassung an die gattungsmäßig vorgegebene Umweltnische, Ausbildung für eine spezifische Funktion im ökologischen Geflecht. Natürliches Reifen ist nichts anderes als Spezialisierung: Sie ist „das Endziel organischer Entwicklung“ und findet „bei allen Säugern außer dem Menschen“11 statt. Das ist das Paradox der Species humana: Deren Reifung ist eine „Spezialisierung auf Nicht-Spezialisiertsein“,12 ihre Ausbildung ist eine Entspezialisierung, ihre Reife ist Dysfunktionalität.

Was für das umweltgebundene Tier eine Minderung wäre, wurde für den Menschen, der sich eine Welt erschließen sollte, zum Gewinn, denn „unter Spezialisierung ist zu verstehen der Verlust der Fülle der Möglichkeiten, die in einem unspezialisierten Organ liegen, zugunsten der Hochentwicklung einiger dieser Möglichkeiten auf Kosten anderer“.13 Das spezialisierte Wesen ist fest-gestellt. „Für ein Tier ist durch seine umweltgebundene Organisation von vornherein darüber entschieden, ob und inwiefern ein Naturbestandteil dieses Wesen etwas angeht. Die weltoffene Anlage des Menschen schafft dagegen eine völlig andere Beziehung zu der umgebenden Natur. Uns kann jeder noch so unscheinbare Teilbestand der Umgebung bedeutend werden, jede beliebige Einzelheit vermögen wir durch unsere Beachtung aus dem indifferenten Feld der Wahrnehmung herauszulösen und hervorzuheben. Uns kann alles etwas angehen.“14 Verloren ging die Sicherheit, und gewonnen hat er eine Freiheit, durch die ihm die „Führung des Daseins eine nie endende Aufgabe“15 ward. Mit andern Worten, der Mensch funktioniert nicht; weil er, nach Nietzsche, „das nicht festgestellte Tier“16 ist. 

Der Sündenfall 

Dabei schienen doch seit der Aufklärung Funktionalität und Vernunft beinah dasselbe zu sein; in der aufgeklärten Pädagogik schon gar. Und sah dabei so aus, als hätte sie nach langer Irrung den Menschen endlich seiner natürlichen Bestimmung zugeführt! 

Am Anfang stand der Sündenfall. Als sich nämlich der Mensch in der offenen Welt, in die er jagend und sammelnd aufgebrochen war, festsetzte und dort seine eigne kleine Umweltnische ausbildete – denn da drinnen mußte nach und nach alles wieder recht ordentlich funktionieren. Das war die Erfindung des Ackerbaus vor vielleicht zwölftausend Jahren im Tal des Jordan, es war die Erfindung der Arbeit.17 Nun hatte auch der Mensch sein Maß, dem er reifen, für das er sich ausbilden mußte. Solange die Arbeit einfach war, fand sie ihre Schranke lediglich an der jeweiligen Körperkraft. Man konnte in sie hineinwachsen, nach und nach, learning by doing. Doch Arbeit und Funktionalität, das bedeutet Arbeits-Teilung. Geteilte Arbeit ist spezialisierte Arbeit. Und je besonderer die Arbeit, umso perfekter wird sie. Ausbildung bekommt einen neuen, aparten Sinn. Im zünftigen Handwerk der mittelalterlichen Städte tritt die Figur des Lehrlings auf, der als Kind in den Haushalt seines Meisters eintritt, unter dessen Munt er zum Gesellen reift – selber „mündig“ wird er freilich erst, wenn er seinen eignen Hausstand gründet.

Die vollendete, ‚ausgebildete’ Form der Arbeitsgesellschaft ist die Marktwirtschaft: Alles hat seinen Preis. Jetzt müssen die Arbeiten gegeneinander austauschbar, ihre Qualität muß meß- und vergleichbar sein. Die Nützlichkeit der einen Sache muß sich in der Nützlichkeit der andern Sache darstellen lassen: An die Stelle der Gebrauchswerte tritt der Tauschwert – der Wert der Nationalökonomen: eine Art ‚Nützlichkeit schlechthin’. Das ist die Logik der Arbeitsteilung: die Reduktion der Qualitäten auf komplex zusammengesetzte Quantitäten; das Absehen von der Stoff- und das Hervorkehren der Formseite; die Auflösung einer jeden Substanz in ihr Herstellungsverfahren; die Reduktion von Qualität auf Technik; von lebendiger Anschauung auf Analyse.

Die Arbeit selbst muß so werden, daß die eine „die andere wert“ ist. Sie braucht von nun an Standards, damit man sie messen, vergleichen und austauschen kann. An die Stelle des meisterlichen Zunfthandwerkers tritt der ‚allgemein-qualifizierte’ Fachmann, der Berufsmensch. Einer der „konstitutiven Bestandteile des modernen kapitalistischen Geistes, und nicht nur dieses, sondern der modernen Kultur“ ist, nach Max Weber, „die rationale Lebensführung auf Grundlage der Berufsidee“.18 Der Professionelle, der sein Fach gewählt hat und dessen Arbeitskraft so durchgebildet ist, daß sie dem öffentlichen Vergleich mit jedem andern standhält, ist von da an der Inbegriff des Normalmenschen. Er ist der Erwachsene. Seine Merkmale sind erstens Spezialisierung und zweitens Austauschbarkeit.

An die Stelle der kunsthandwerklichen persönlichen Lehre im Haushalt des Meisters treten nun die unpersönlichen Curricula der öffentlichen Anstalt Schule. „Die Schule ist als Mittel der Erziehung an die Stelle des Lehrverhältnisses getreten. Das bedeutet, daß sich das Kind nicht länger einfach nur unter die Erwachsenen mischt und das Leben direkt durch den Kontakt mit ihnen kennenlernt“, schreibt Philippe Ariès;19 ja in gewissem Sinn, nämlich als ein besonderer gesellschaftlicher Stand wird das Kind jetzt überhaupt erst erfunden: Von nun an wird es „in einer Art Quarantäne gehalten, ehe es in die Welt entlassen wird. Damit beginnt ein langer Prozeß der Einsperrung der Kinder (wie der Irren, der Armen und der Prostituierten), der bis in unsere Tage nicht zum Stillstand kommen sollte.“20 Die ‚Geschichte der Kindheit’ in ihrem modernen Verständnis ist nichts anderes als die Geschichte ihrer Verschulung. Das Kind wird zur Raison gebracht und wird zum gegebenen Zeitpunkt dem Erwachsenen Platz machen – spezialisiert, aber austauschbar. 

Residuum I: das Kind 

Das ist eine Revolution im Lebensroman der Individuen. Denn es bedeutet nichts anderes, als daßseither „zwei gesonderte Stände des menschlichen Lebens“ einander gegenüber stehen, zwischen denen „heute ein Abgrund klafft“,21,22 schrieb der holländische Psychiater J. H. van den Berg vor vierzig Jahren. Doch „das Kind ist zum Kind geworden. Das Kind ist kindlich nur in Bezug auf das Nicht-Kindliche, das Erwachsene. Die Ursachen der veränderten Art des kindlichen Daseins müssen in der veränderten Art der Erwachsenheit liegen.“ Nicht die Erwachsenen haben das Kind aus ihrem Kreis ‚ausgegrenzt’, sondern sie haben sich selbst aus der Menge der Unzivilisierten hervorgehoben.23 Das Kind bliebt zurück. Während Sozial- und Wirtschaftshistoriker dazu neigen, in der Geschichte der modernen Kindheit vor allem auf die neuen Qualitätserfordernisse der industriellen Arbeit zu schauen,24 hebt der Psychiater van den Berg die Austauschbarkeit, die Gleich-Gültigkeit, die Beliebigkeit, die „Polyvalenz“25 der Erwachsenheit hervor – denn die Eigenheit der Markt-Gesellschaft ist es, daß die ‚Werte’ dort zirkulieren! Und darum hat der moderne Mensch nichts mehr, woran er sich halten kann: Er muß sein Leben führen durch die Unwägbarkeiten des Marktgeschehens, muß „einen Weg ins Ungewisse entwerfen, einen Weg durch die Gefahr“.26 Die Kinder können das noch nicht, erst der Erwachsenen kann es; vielleicht. – Die Erwachsenen konnten es, möchte man van den Berg nachrufen; denn als er schrieb, hatte die Erwachsenheit sehr wohl noch ein Maß, das sie auszeichnete, und hatten die ‚Werte’ noch eine Substanz, die sie verband: die Arbeit.

Das Kind ist durch die bürgerliche Gesellschaft bestimmt als der Nicht-Arbeiter. Das ist ein Mangel. Aber in einer Welt, wo Arbeit nur als Lohnarbeit vorkommt, ist es auch ein Segen. Und nur Arbeiter sein, das will auch der Erwachsene nicht. Der Anblick seiner Kinder am Feierabend erheitert ihn. Zeit ohne Uhr und Spiel ohne Rechenschaft, das ist „die begrenzte Ausnahmeregelung, die die bürgerliche Gesellschaft den Kindern gewährt, um im Kind den Erwachsenen einen Trost für ihre seelische Verkrüppelung zu gewähren“.27 Daß seine Kinder zur Schule gehen und dort schonmal den Ernst des Lebens einüben, will der Werktätige nicht wirklich wissen. Sie gehören in den Feierabend. Und sonntags in den Zoo. Schule bedeutet nur Ärger, daran kann sich ein Erwachsener gut erinnern. Die Kindheit ist ein Überbleibsel aus ferner, froherer, verlorener Zeit. Sie ist ein schwachmachendes Denkmal aus unserer Zeit vor dem Sündenfall. 

Residuum II: der Künstler 

Ein aufreizendes Denkmal ist der Künstler. Die Frage „was ist Kunst?“ mag ewig ungeklärt bleiben – solange man auf die ästhetische Qualität der Werke blickt. Denn da geht es um Geschmacksurteile, und die lassen sich nicht objektivieren. Kurz gesagt, Kunst ist das, was Künstler machen. Das ist keine Tautologie in spöttischer Absicht. Denn was ein Künstler ist, läßt sich durchaus objektivieren – nämlich durch seinen bestimmten Gegensatz, den Arbeiter. Dem Arbeiter ist ein Zweck vorgegeben, als das Bedürfnis, dem sein Produkt zu dienen hat. Tut es das nicht, war seine Arbeit umsonst, so als wäre sie ungetan. Der Künstler dient keinem Zweck, und ob sein Werk einmal auf ein ‚Bedürfnis’ trifft, welches gerade ihm gilt, kann er nicht wissen. Er muß es „darauf ankommen lassen“. Natürlich muß auch er auf den Markt, um zu leben. Wenn er nichts an den Mann bringt, mag er verrückt werden und sich ein Ohr abschneiden. Aber van Goghs Bilder waren Kunst, lange bevor sie ihre Käufer fanden. Nicht wegen einer okkulten immanenten Qualität, sondern weil er ein Künstler war, nämlich einer, der in der selbstgemachten Umweltnische Arbeitsgesellschaft nicht funktioniert.28 

Rhetorisch wird oft der Künstler mit dem Kind verglichen: „Ein Werden und Vergehen, ein Bauen und Zerstören ohne jede moralische Zurechnung in ewig gleicher Unschuld hat in dieser Welt allein das Spiel des Künstlers und des Kindes.“29 Das ist mehr als eine blumige Metapher. Der holländische Verhaltensforscher und Tierpsychologe F.J.J. Buytendijk sekundiert: „Wie der Künstler reflektiert das spielende Kind nicht auf das Wie, Was und Warum seines Tuns. Dabei ist seine Tätigkeit ein wirkliches Unternehmen, das freilich nicht genau auf ein Ziel gerichtet ist, sondern sein Tun hat das Abenteuerliche eines Wagnisses. Es kann gelingen oder nicht.“ Es hat dieselbe Quelle wie die ästhetische Produktion im engeren Sinn: „Das menschliche Spiel ist eine wundersame Freude am Schein. Wir spielen tatsächlich immer mit Bildern, die mit uns spielen.“30 

Hans-Georg Gadamer schließt den Kreis: „Sich-Darstellen ist das wahre Wesen des Spiels – und des Kunstwerks.“31 Aber er erinnert: „Der Reiz des Spiels liegt in dem Risiko.“32 Darum ist der Künstler ein aufreizendes Denkmal unserer Vorzeit: weil er gewagt hat. Er hat seinen Weg ins Ungewisse entworfen, einen Weg durch die – ja, doch: durch die Gefahr. Ist er der wahre Erwachsene? Und liegt der Unterschied zwischen Kindlichkeit und Erwachsenheit doch nicht da, wo J.H. van den Berg dachte? Oder nicht mehr da? Oder wieder nicht mehr da? Liegt womöglich unsere Zukunft in unserer Vergangenheit? 

…und Residuum III: der Erwachsene! 

Die Arbeitsgesellschaft hat uns ‚reifen’ lassen, die industrielle Zivilisation hat uns erwachsen gemacht. Und mit der Industrie veraltet jetzt der Erwachsene! Wir müssen „den Arbeitsmenschen unserer Zeit“33 nicht länger „als die selbstverständliche Norm des rechten Menschenlebens hinnehmen. Die Einschätzung der Arbeit als eine wesentliche Aufgabe des Lebens, als ein höherer Auftrag der Vorsehung, als Quelle von Seelenfrieden, als Sinn der gesellschaftlichen Gliederung, die Taxierung des Berufs als ein Lebenszentrum“ waren „ein sehr spätes Resultat der gesellschaftlichen Entwicklung“34 – und ein vergängliches.

Die Arbeit ist nicht länger Sinn des Lebens, und nicht einmal noch ‚Maß und Substanz’ des ökonomischen Werts. Ein Kronzeuge hatte es vorausgesehen: „In dem Maße aber, wie die große Industrie sich entwickelt, wird die Schöpfung des wahren Reichtums abhängig weniger von dem Quantum angewandter Arbeit, als von der Macht der Agentien, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden und die selbst wieder in keinem Verhältnis stehen zur unmittelbaren Arbeitszeit, die ihre Produktion kostet, sondern vielmehr abhängt vom allgemeinen Stand der Wissenschaft und dem Fortschritt der Technologie. Was Tätigkeit des Arbeiters war, wird Tätigkeit der Maschine.“35 Am Ende tritt der Arbeiter „neben den Produktionsprozeß, statt sein Hauptagent zu sein. Sobald die Arbeit in unmittelbarer Form aufgehört hat, die große Quelle des Reichtums zu sein, hört [auf] und muß aufhören, die Arbeitszeit sein Maß zu sein und daher der Tauschwert [das Maß] des Gebrauchswerts.“36 Mit andern Worten, das Wertgesetz ‚verfällt’. 

Nach der Erfindung des aufrechten Gangs, nach der Erfindung der Arbeit ist dies die dritte große Revolution unserer Gattungsgeschichte. Es ist eine Krisis, und wie sie ausgeht, weiß keiner. Aber eins wissen wir: daß es nie wieder sein wird, wie es war. Arbeit für alle wird es nie wieder geben, denn all die ausführenden Griffe, für die man Kraft braucht und Ausdauer und gute Nerven, die werden bald die Maschinen verrichten, weil sie es billiger und zuverlässiger tun. Etwas reproduzieren, was längst da war, wird nicht länger die Aufgabe lebendiger Menschen sein. Es war auch immer ein bißchen unter ihrer Würde. Geahnt haben wir es längst, aber von nun an dürfen wir es wissen, „daß in jedem von uns auch noch ein anderer, ein alter Adam aus der Zeit vor dem Sündenfall lebendig ist, der sein Recht fordert und der nicht nur dazu da ist, unterdrückt zu werden“. 37 

Werden, was wir waren 

Das ist alles kein Spiel mit Worten. Es hat ernste Erwäggründe in der Naturgeschichte des Menschen. Zum Fortschrittsdogma des neunzehnten Jahrhunderts gehörte der Glauben an die Unumkehrbarkeit. Und so gab es auch in der Darwinschen Evolutionslehre keinen Platz für ein Zurück. Eine einmal erreichte Anpassung konnte nur überboten, aber nicht hintergangen werden. Bis der holländische Biologe Louis Bolk vor achtzig Jahren eine beunruhigende Entdeckung machte. „Das ‚Gesetz’ der Irreversibilität der Spezialisierung erfährt nämlich eine gewichtige Ausnahme, sowie Neotenie-Erscheinungen auftreten.“38 Bolk hatte herausgefunden, dass „die menschliche Gestalt sich von ihren Verwandten, den Menschenaffen, durch das Bewahren kindlicher, ja früh fötaler Merkmale unterscheidet. Daß die Kinder von Menschenaffen uns ähnlicher sind als die Erwachsenen, ist die bekannteste dieser Erscheinungen. Die Menschwerdung besteht vor allem in einer Gestaltreifung auf ständig jüngeren Stufen, wobei die Entwicklung selbst verlangsamt ist.“39 Genauer gesagt, in einer Reifungs-Hemmung der unausgebildeten Gestalt! Diese „Retardation“, das frühzeitige ‚Einfrieren’ des normalen Ausbildungsgangs, der von unsern humanoiden Vorfahren erreicht worden war, „kann nur auf eine Aktion des endokrinen Systems zurückgeführt werden“.40 Seine physiologische Kindlichkeit verdankt der Mensch seinen Hormonen.

Doch seine äußere Gestalt ist nicht das, worauf es ankommt, sondern seine Kindlichkeit in mente. Arnold Gehlen schlägt den Bogen von Bolks „Retardation“ zurück zu Portmanns „extra-uterinen Embryonalzeit“: Ein solcher „zwar außerhalb des Mutterleibes, aber noch im Stadium der Ausreifung vor sich gehender früher Kontakt mit dem offenen Reichtum der einströmenden Reizfülle ist das früheste Stadium eines der wichtigsten Wesenszüge des Menschen – seiner Weltoffenheit. Und so rückt diese Weltoffenheit als eine innere Eigenschaft in den Zusammenhang der äußeren Eigenschaften hinein, von denen Louis Bolk, der geniale Amsterdamer Anatom, nachwies, daß sie allesamt zeitlebens stabilisierte, über die ganze Lebenszeit hin dauerhaft gewordene embryonale Eigenschaften sind: so die Schädelwölbung, die Unterstellung des Gebißteils unter den Hirnteil, die Unbehaartheit, der Bau des Beckens, aus dem der aufrechte Gang folgt usw. Ein solches frühinfantiles Merkmal, das doch stabilisiert durchhält, ist auch die Weltoffenheit des Menschen.“41 

Unsere Weltoffenheit ist das Korrelat zu unserer ‚Spezialisierung auf Nicht-Spezialisiertsein’: „Alle Anpassungen des Menschen zielen auf Vielseitigkeit ab.“42 „Das Stehenbleiben der Entwicklung auf einem jugendlichen Stadium, die sogenannte Neotenie, ist die Voraussetzung dafür, daß der Mensch nicht, wie die meisten Tiere, sein Neugierverhalten mit dem Erwachsenwerden einstellt, sondern seine konstitutive Weltoffenheit beibehält, bis das Greisenalter ihr ein Ende bereitet.“43 Das „unspezialisierte Neugierwesen“ Mensch bleibt fast bis zum Schluß „ein Werdender“.44 Darum ist Kindlichkeit „eins der wichtigsten, unentbehrlichsten und im edelsten Sinne humanen Merkmale des Menschen. Kindliche Eigenschaften gehören ohne allen Zweifel zu den Voraussetzungen der Menschwerdung.“45 

Nicht nur des Werdens, auch des Bleibens. „Die Größe des Menschen ist es, nie mit seiner Kindheit zu brechen, mit dem Abenteuer, der Zerbrechlichkeit, den bodenlosen Entrüstungen, den Naivitäten und der Hingabe ohne Kalkül. Kindereien haben ihre Zeit, die Kindheit nicht.“46 Das Kind steht der Bestimmung des Menschen näher als der Erwachsene. 

Bilder und Begriffe 

Kann man das wirklich ernstnehmen? Auf den ersten Blick nicht. Erwachsenheit hieß nicht nur Arbeit. Erwachsenheit hieß auch Rationalität und Reflexion. Das fehlt dem Kind: der Begriff.

Soweit der erste Blick. Auf den zweiten Blick ist auch unsere Vorstellung von Vernunft geprägt von der zehntausendjährigen Arbeitsgesellschaft. „Die exakte, auf Maß und Zahl beruhende Arbeits- und Leistungswissenschaft trägt heute unsere gesamte Weltzivilisation und alle Technik und Industrie. Sie erstrebt ein Weltbild in mathematischen Gleichungen, das es ermöglicht, den Weltprozeß in eindeutig den Gegenständen der Raumzeitmannigfaltigkeit zugeordneten Zeichen zu bestimmen und ihnen gemäß ihn gehen zu machen nach beliebigen praktischen Zwecken“, heißt es bei Max Scheler, dem Vater der Wissenssoziologie.47 „Erst seit kurzer Zeit dämmert in der Philosophie die Einsicht auf, daß das, was man ‚Erkenntnistheorie’’ nannte, meist nur eine Art der Erkenntnis beachtete, nämlich diejenige der positiven Wissenschaft - und innerhalb ihrer auch wiederum nur gewisse, je willkürlich bevorzugte Disziplinen, sei es der mathematischen Naturwissenschaft, sei es der Geschichte. Was in Religion, Kunst, Mythos, Sprache an ‚Wissen’ steckt und wie dieses Wissen dem System allen Wissens einzuordnen sei, das beginnt man heute wieder zu fragen und zu ahnen.“48 

Geahnt hatten es schon die Romantiker, aber sie wurden rasch zum Schwarzen Mann des gesunden Menschenverstands. Die Vernunft hat nicht erst mit dem Begriff begonnen. “Wie im Schreiben Bilderschrift früher war als Buchstabenschrift, so war im Sprechen die Metapher, insofern sie Verhältnisse und nicht Gegenstände bezeichnet, das frühere Wort, welches sich erst allmählich zum eigentlichen Ausdruck entfärben mußte. Daher ist jede Sprache in Rücksicht geistiger Beziehungen ein Wörterbuch erblasseter Metaphern.“49 Die Begriffe waren auch einmal Bilder, bevor der häufige Austausch sie ab- und zugeschliffen hat für den logischen Gebrauch. Das Verständnis der Welt geschah zuerst in Bildern und Erzählungen. 

Logos und Mythos 

„Der Logos hat sich vom Mythos abgesetzt. Der Mythos ist älter und selbstverständlich hat er sich sprachlich niedergeschlagen. Der Logos hat aber seitdem noch längst nicht alle Lebensgebiete logisiert oder rationalisiert“, schreibt Schelers Schüler Erich Rothacker. „Aus zu Ende gedachten Begriffen, wie sie dem rein rationalen Welt‚bild’ vorliegen, ergibt sich überhaupt kein Bild mehr. Denn ein Bild muß anschaulich sein oder es mindestens werden. Dieses rein rationale Weltbild ist im Grunde überhaupt nur zu ‚leben’ als mehr oder minder tiefdringende Infiltration oder auch Okulation“ – Pfropf, sagt der Gärtner – „über einem gelebten mythischen Weltbild.“50 

Die Anschauung muß immer den Stoff liefern, den der Begriff fassen will. „Man muß nur nicht meinen, mit dem Denken über die Empfindungen und Anschauungen hinauskommen zu können.“52 Die wirklich kritische Erkenntnistheorie könne „zeigen, wie die logische Funktion durch allmähliche Fiktionen aus der Empfindung die Vorstellungswelt schafft“, schrieb Hans Vaihinger zum Abschluß seines lebenslangen Ringens mit der Kritik der reinen Vernunft.53 

Nicht durch ihr Wesen unterscheidet sich die logische Funktion vom Mythos, sondern durch ihren Gebrauch. Fingiert sind sie beide. Die eine dient der Beschreibung dessen, was ‚der Fall ist’. Der andere will einen Sinn darin sehen. Denn „je begreiflicher uns das Universum wird, um so sinnloser erscheint es auch“, sagt einer, der es wissen muß.54 Begreifen ist eins, verstehen ein anderes. „Das Bestreben, das Universum zu verstehen, hebt das menschliche Leben ein wenig über eine Farce hinaus und verleiht ihm einen Hauch von tragischer Würde“.55 Es liegt auch den wissenschaftlichsten Kosmologien noch ein Ur-Bild von deutlich mythischem Charakter zu Grunde, vom Großen Uhrmacher der Aufklärung bis zum Urknall unserer Tage. In ihren Mythen macht sich die Menschheit daran, „etwas zu bearbeiten und zu verarbeiten, was ihr zusetzt, was sie in Unruhe und in Bewegung bringt. Es läßt sich auf die einfache Formel bringen, daß die Welt den Menschen nicht durchsichtig ist und nicht einmal sie selbst sich dies sind.“56 Tragisch ist an dieser „Arbeit am Mythos“, dass die mythischen Antworten ‚nur ein Schein’ sind. „In der Welt ist alles wie es ist und geschieht alles wie es geschieht, es gibt in ihr keinen Wert – und wenn es ihn gäbe, so hätte er keinen Wert. Der Sinn der Welt muß außerhalb ihrer liegen.“57 Aber das nützt einem nichts, der sein Leben in der Welt führen muß. Die Mythen sind ein Kunstgriff. „Sie geben zwar keine Antworten auf Fragen, nehmen sich aber so aus, als bliebe nichts zu fragen übrig. Welt zu haben ist immer das Resultat einer Kunst.“58 

Hier gelangen wir zu einer substanziellen Bestimmung der Kunst, unabhängig vom Phänotyp des Künstlers. Nämlich wenn wir den Mythos durch die Kunst erklären (nicht umgekehrt). „Alle Kunstwerke, und Kunst insgesamt, sind Rätsel“, daß sie „etwas sagen und im gleichen Atemzug es verbergen“, macht ihren Kunstcharakter aus.59 „Kunst wird zum Rätsel, weil sie scheint, als hätte sie gelöst, was am Dasein Rätsel ist. Ob die Verheißung Täuschung ist, das ist das Rätsel.“60 In die Welt einen Sinn hineinlesen, das ist der Kunstakt. Überhaupt erst durch diesen Elementarakt wird ‚alles, was der Fall ist’, zu einer Welt. Ihr Sinn liegt außer ihr, doch nicht jenseits, sondern diesseits. Er liegt im Auge des Lesenden.61 

Artisten-Metaphysik 

Ist es aber ganz beliebig, welchen Sinn dieser oder jener in die Welt hineinschaut? Ist einer so gut wie der andere? Kann man auch darauf verzichten? Ist es etwa „nur ein Spiel“? Sinn nennen wir den Leitfaden, der uns erlaubt, unser Leben zu führen, und daß wir es führen müssen, macht die Freiheit aus, die uns von den andern Lebewesen unterscheidet. Als Sinn muß er sich bewähren, nicht theoretisch, sondern praktisch. Solange das Leben der Menschen von der Not geprägt war, haben sich Arbeit und Beruf als Sinn bewährt. Aber nicht als ein Entwurf der Freiheit, sondern als ihre Schranke. Freiheit war „Einsicht in die Notwendigkeit“: Das war Vernunft und der Ursprung allen Wissens.

Damit ist es vorbei, jedenfalls virtuell. Völlig unvorbereitet trifft es uns nicht. Die Romantiker hatten die Bürgerlichkeit, hatten Arbeit und Beruf nie gewollt. Paradoxer Weise wurden sie dabei zu den Begründern dessen, was man später die Moderne genannt hat. Deren Totenglocke läutete, gut hundert Jahre vor der Zeit, Friedrich Nietzsche, und bereitete schon den Boden der „Postmoderne“.62 Und zwar aus metaphysischen Erwägungen; nämlich der Einsicht in das Ende der Metaphysik – worunter man das Bemühen versteht, aus der Welt und allem, was der Fall ist, einen Sinn heraus zu räsonnieren. „Alle philosophischen Systeme sind überwunden.“63 Wir müssen hinter Sokrates, den Erfinder des Räsonnements, zurückkehren zu Heraklits „ästhetischer Grundperzeption vom Spiel der Welt“:64 „Es gibt kein Sein, das ewige Werden ist wie ein ewiges Nichtsein.“65 Es ist die Lehre von der inneren Gleich-Gültigkeit der Welt, nach der „nur als ein ästhetisches Phänomen das Dasein und die Welt gerechtfertigt erscheint“.66 

„Was früher am stärksten reizte, wird nur noch als Spiel angesehen und gelten gelassen.“67 Wir sind jetzt „nur zum Spiel Kaufleute und wissenschaftliche Menschen“, weil wir es lediglich als „Form und Reiz“ ästhetisch auffassen: „ein Spiel der Kinder, auf welches das Auge des Weisen blickt“. Das „neue Ideal des theoretischen (!) Menschen“ verkörpert „die höchste menschliche Möglichkeit – alles in Spiel aufzulösen, hinter dem der Ernst steht.“68

 Homo ludens victor. 

Denn Spiel ist nicht unernst, es ist auch nicht irreal. „Das Wesentliche beim Spiel“, sagt der Biologe, „ist das Formgeben“.69 Wenn nicht länger die Notdurft die freie Tätigkeit des Menschen zur ‚Arbeit’ verkürzt, woher sollen die Formen, die Gestalten, die Ordnungen dann kommen? Wenn ich im Stoff nicht mein Bedürfnis darstelle, wenn ich auf das Darstellen im Stoff doch aber nicht verzichten kann, dann kann ich nur… mich ‚selbst’ darstellen. Entwerfen, besser gesagt, denn wie eine ‚Welt’, so wird auch ein ‚Selbst’ überhaupt erst durch diesen Kunstakt. Sich-Darstellen ist das wahre Wesen des Spiels und der Kunst.70 „Das Kind wirft einmal das Spielzeug weg: bald aber fängt es wieder an, in unschuldiger Laune. Sobald es aber baut, knüpft und fügt und formt es gesetzmäßig und nach inneren Ordnungen. So schaut nur der ästhetische Mensch die Welt an.“71 

„Die Welt selbst ist nichts als Kunst.“72 Die Arbeitsgesellschaft verfällt, das Reich der Notwendigkeiten schwindet, und mit ihnen die rationellen Weltschemata von Ursache und Wirkung. Übrig bleibt „Artisten-Metaphysik“.73 

Wenn aber an die Stelle des zum Berufsmenschen ausgereiften Erwachsenen als anthropologische Leitfigur der artistisch sich-und-die-Welt entwerfenden Ästhetiker tritt, hat das für die Pädagogik tiefer reichende Folgen, als uns PISA träumen lässt.

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1) Johann Gottfried Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784-1791), II. Teil, IX. Buch, 1. Kap., Darmstadt 1966 [neu: Wiesbaden 1985], S. 226
2) ebd, II,IV.4, S. 119
3) ebd, II,IX.1, S. 227
4) ebd, II,IX.1, S. 228
5) ebd, II,IV.3, S. 114
6) Herder aaO, II,IV.4, S. 118
7) Adolf Portmann, Zoologie und das neue Bild des Menschen, Hamburg (rde) 21958, S. 49; S. 68ff.
8 ) Arnold Gehlen, Der Mensch, Wiesbaden 121978, S. 114
10) Herder aaO, II, V.6, S. 146
11) Gehlen aaO, S. 87
12) Konrad Lorenz, Das Wirkungsgefüge der Natur und das Schicksal des Menschen, Mchn. 1983, S. 237
13) Lorenz aaO.
14) Portmann, aaO, S. 65
15) Adolf Portmann,“Der Mensch – ein Mängelwesen?“ in: ders., Entläßt die Natur den Menschen?, Mchn. 1970, S. 209
16) Friedrich Nietzsche, „Jenseits von Gut und Böse“ in Werke (Hg. v. K. Schlechta) Mchn. 61969, Bd. II, S. 623
17) In der Bibel ist die Arbeit die Folge des Sündenfalls: „im Schweiße deines Angesichts…“! Und sie verewigt ihn: Es ist der Bauer Kain, der den Hirten Abel erschlägt. (1. Mose, 3.4.)
18) Max Weber, „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ in: ders., Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. I, Tübg. 1920, S. 202
19) Philippe Ariès, Geschichte der Kindheit, Mchn. 1978, S. 47f.
20) ebd, S. 48
21) J. H. van den Berg, Metabletica – Über die Wandlung des Menschen, Göttingen 1960, S. 33f.
22) ebd
23) vgl. Norbert Elias, Über den Prozeß der Zivilisation, Bern 1969.
24) Namentlich die Pariser Sozialhistoriker-Schule um die Zs. Annales ESC hat im Anschluß an Ariès’ Buch eine inzwischen unübersehbare Menge empirischer Untersuchungen hervorgebracht.
25) van den Berg aaO, S. 43
26) ebd, S. 47
27) Rudolf zur Lippe, Naturbeherrschung am Menschen I, Ffm. 1981, S. 79
28) Wenn ihm keines seiner Werke gelang, dann war er ein schlechter Künstler – aber nicht etwas anderes.
29) Fr. Nietzsche, „Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen“, aaO Bd. III, S. 376
30) F.J.J. Buytendijk, „Das menschliche Spiel“ in: H.-G. Gadamer (Hg.), Neue Anthropologie, Bd. IV: Kulturanthropologie, Stgt. 1973, S. 109
31) Buytendijk aaO, S. 95
32) H.-G. Gadamer, Wahrheit und Methode, Tübingen 1960, S. 102
33) ebd, S. 110
34) Adolf Portmann, „Spiel und Leben“ in: Entläßt die Natur den Menschen? Mchn. 1970, S. 238ff.
35) Karl Marx, „Grundrisse“ in: Marx-Engels-Werke, Bd. 42, Bln. 1983, S. 600f.
36) ebd, S. 601
37) Portmann, Entläßt…?, S. 240
38) Louis Bolk, Das Problem der Menschwerdung, Jena 1926
39) Konrad Lorenz, „Psychologie und Stammesgeschichte“, in: Über tierisches und menschliches Verhalten, Mchn. 1965, S. 242
40) Portmann, Zoologie…, S. 132ff. Siehe zum gesamten Neotenie-Komplex: O. H. Schindewolf, „Phylogenie und Anthropologie aus paläontologischer Sicht“ in: H.-G. Gadamer (Hg.), Neue Anthropologie, Bd. 1: Biologische Anthropologie, Stgt. 1972, S. 230-292
41) Arnold Gehlen, Der Mensch, Wiesbaden 121978, S. 104
42) Arnold Gehlen, Anthropologische Forschung, Reinbek 1961 (rde), S. 57
43) Konrad Lorenz, Das Wirkungsgefüge der Natur und das Schicksal des Menschen, Mchn. 1983, S. 238
44) Konrad Lorenz, Die Rckseite des Spiegels, Mchn. 1977, S. 192
45) Lorenz, Das Wirkungsgefüge…, S. 240; 245
46) Konrad Lorenz, Die sieben Todsünden der zivilisierten Menschheit, Mchn. 71974, S. 63
47) Emmanuel Mounier, Révolution personnaliste et communautaire, hier zit. nach: Jean Cornilh, Emmanuel Mounier, Paris 1966, S. 76
48) Max Scheler, „Erkenntnis und Arbeit“, in: Die Wissensformen und die Gesellschaft, Bern 31980, S. 210
49) ebd, S. 200f.
50) Jean Paul, Vorschule der Ästhetik, Werke Bd. IV, Lpzg. o. J., S. 233 (Bibl. Inst.)
51) Erich Rothacker, Philosophische Anthropologie, Bonn 21966, S. 103; 108
52) Hans Vaihinger, Philosophie des Als Ob, Lpzg. 91927, S. 139; 278f.
53) der Astrophysiker Steven Weinberg (Nobelpreis 1979) in: Die ersten drei Minuten – Der Ursprung des Universums, Mchn. 31978, S. 213
54) ebd, S. 212
56) Hans Blumenberg, Arbeit am Mythos, Ffm. 1996, S. 303
57) Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus; Werkausgabe Bd. 1, Ffm. 1987, S. 82. [6.41]
58) Blumenberg, aaO, S. 319; 13
59) Th. W. Adorno, Ästhetische Theorie, Ffm. 1970, S. 182
60) ebd, S. 191; 193
61) Aber das Auge sieht sich nicht. Die Frage ist selber die Antwort.
62) siehe hierzu K.-H. Bohrer (Hg.), Mythos und Moderne, Ffm. 1983
63) z. B. Günter Wohlfart, „Nietzsches Vorpostmoderne – Die ästhetische Grundperzeption vom Spiel der Welt als Vorspiel der Postmoderne“ in: Artisten-Metaphysik, Würzburg 1991
64) Friedrich Nietzsche, aus dem Nachlaß; hier zit. nach: Günter Wohlfart, Also sprach Herakleitos – Heraklits Fragment B 52 und Nietzsches Heraklit-Rezeption, Freiburg 1991, S. 357
65) ebd, S. 292f.
66) ebd, S. 336
67) ebd, S. 364
68) ebd, 312, 291ff.
69) Adolf Portmann, „Das Spiel als gestaltete Zeit“ in: Flitner, A. (Hg), Das Kinderspiel, Mchn. 51988, S. 60
70) siehe Anm. 34
71) Nietzsche nach Wohlfart, Also…, S. 288
72) ebd, S. 265
73) Fr. Nietzsche, „Die Geburt der Tragödie“ in: Werke, (Hg. Schlechta) Bd. 1, Mchn. 61969, S. 14

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