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aus Tagesspiegel.de,
Digitalpakt für Schulen
Rettet die bildschirmfreien Klassenzimmer!
Schulen brauchen keine Computer, sie brauchen konzentrationsfähige Schüler. Da stören Computer nur. Ein Kommentar.
von Ariane Bemmer
Überall ist Digitalisierung. In der Arbeitswelt, in der
Kommunikation, der Gesundheitsvorsorge, im Alltag, also auch in der
Schule?
Ja, verkündete vergangene Woche Bundesbildungsministerin Johanna Wanka und will ab 2017 fünf Milliarden Euro für Computer in Schulen locker machen.
Die
Grundannahme hinter diesem Plan lautet in etwa so: Digitalisierung ist
die Zukunft, und die Kinder von heute werden in dieser Zukunft leben,
also müssen sie auch in Schulen mit Computern vertraut und dadurch
zukunftsfest gemacht werden.
Dazu kommt die Überlegung, dass die Kinder von heute ohnehin dauernd mit ihren Digitalgeräten herumhantierten. Dann könnten sie die auch mal für etwas Sinnvolles wie Lernen nutzen. Wankas Pläne stießen allgemein auf Wohlwollen. Dabei sind sie gar nicht gut.
Die
Schule sollte den Kindern, statt digital aufzurüsten, das geben, was
sie außerhalb kaum noch finden: eine bildschirmfreie Zone. Weg mit den
Computern aus den Klassenräumen.
Was nicht heißt, dass Kinder nichts
über Computer und Digitalisierung lernen sollen. Denn ja, das wird immer
wichtiger. Aber warum nicht das Schulfach Informatik erweitern und
verbindlich machen und dort lehren, was es mit Suchmaschinen,
Algorithmen, Computerfirmen, mit Internet und Darknet auf sich hat, wie
man programmiert oder eine App konzipiert? Das kann und soll man gern
alles lernen, auch in schulischen Computerkabinetten – in zwei Mal 45
Minuten pro Woche.
Die Durchseuchung aller Fächer mit Lernprogrammen ist unnötig
Was
man für diese Art Wissenstransfer aber nicht braucht, ist die
Durchseuchung aller Schulfächer mit digitalen Lernprogrammen. Eine
Aufgabe in Physik ist eine Aufgabe in Physik. Ob die Schüler sie aus
einem Buch abschreiben und in ihrem Heft lösen, oder ob sie die von
einem Lehrstoffportal herunterladen und per Tastenklick lösen. Dasselbe
gilt für Vokabelnlernen und Aufsätze.
Was Buch und Heft vor allem
vom Computer unterscheidet, ist die schlichtere Darstellung. Das
unanimierte. Da bewegt sich nichts im Buch. Da hüpft keine Figur am
Seitenrand und winkt mit „Gut gemacht“-Fähnchen, wenn die Lösung richtig
ist. Und genau deshalb ist das Buch um ein Vielfaches besser als der
Computer. Weil es eben nicht aufwartet mit solchen Features, mit
digitalem Schnickschnack, der nur ablenkt – und der damit das zerstört,
was die eigentliche Kernkompetenz für die Zukunft sein dürfte: die
Konzentrationsfähigkeit.
Die Zukunftschancen der heutigen
Schülerinnen und Schüler hängen wahrscheinlich viel weniger davon ab, ob
sie in der Schule an Computern lernen können oder nicht, als davon, ob
sie ohne Blick auf die ewig sendenden und empfangenden Geräte überhaupt
noch etwas zustande bekommen. Ob sie ein Ziel haben und das verfolgen
können. Oder werden sie zu abgelenkt sein, nur noch von Miniaturgedanken
zu Miniaturgedanken hüpfen, und während sie noch reden schon wieder
etwas lesen und am Ende nicht wissen, was gesprochen, was geschrieben
wurde.
Schüler ohne Smartphones lernen besser - und dann gibt man ihnen Tablets?
Und am Rande: Was ist mit den Sinneseindrücken? Was werden bei
Schülern von damals für Erinnerungen wach, wenn sie heute im Keller
einen alten Diercke-Weltatlas finden. Wie der riecht, wie der sich
anfasst. Was für Erinnerungen sollen die Kinder an ihre Schulzeit, an
ihr ganzes Leben haben, wenn sich das meiste davon auf portablen
Bildschirmchen abspielt? Macht man so wirklich fit für die Zukunft?
Zu den Auswirkungen von Smartphones auf Schüler und ihre Leistungen gibt es inzwischen viele Studien, die laut dem Hirnforscher Manfred Spitzer
nach unterschiedlichen Methoden immer zum selben Ergebnis kommen:
Schüler, die keine Smartphones in die Schule mitbringen dürfen, lernen
besser und fühlen sich wohler. Und dann stellt man ihnen Laptops vor die
Nase? Das ist ja fast schon Sabotage.
Das gute Geld, das die
Bundesbildungsministerin versprochen hat, wäre mit Sicherheit besser
angelegt in Lehrerschulungen, denn bei guten Lehrern lernt man gut, oder
in Ausflügen dahin, wo wirkliches Leben ist. Leben, das auch weiter
existiert, wenn der Computer aus ist. Wo Tierchen kriechen und Pflanzen
wachsen, faulen oder im Sturm umknicken. Wo Biologie, Chemie, Physik und
Mathematik stattfinden und nicht akademisches Thema sind. Wo man Wissen
im Wortsinn begreifen kann. Was man so lernen kann, hat Substanz. Die
Computer dagegen, die 2017 als topmoderne Anschaffung gelten, werden ein
paar Jahre später schon veraltet sein. Und dann?
Nota. - Ich habe mich vor Jahr und Tag für den Computer in der Bildung sehr stark gemacht: nämlich als eine ästhetische Kinderüberraschung, die die Einbildungskraft freisetzt und das geisttötende Repetieren überflüssig macht.
Da war das Internet noch jung und ich noch naiv. Ich habe nicht mental die Seiten gewechselt: Dass Trauben von Kindern mit ihren Smartphones in der Hand durch die ganze Welt ziehen und Pokémons jagen, ist ein Kulturereignis, das einem die Sprache verschlägt, und ich glaube, dass da noch Vieles kommen kann.
Aber gerade in diese Richtung zielt Frau Wankas "Digitalpakt für Schulen" ja nicht. Da geht es, worum auch sonst, um Ersparnis, aber wenn die Computer die Klassenzimmer vollstopfen, wird wohl eben das eingespart werden, was Bildung ausmacht und gerade nicht erspart werden darf: Einbildungsvermögen und Urteilskraft. Das "Umgehen" mit dem Computer wird zu einer inhaltsleeren, formalen Kompetenz, die "ein- geübt" wird, und am Ende stehen wir blöder da als zuvor. Ich halte den Computer noch immer für ei ne ästhetische Wundertüte. Nur, dass sie ihre Wunder auch im Klassenraum wirken kann, ist mir inzwischen fraglich geworden.
Der obige Beitrag ist zunächst einmal eine Verfremdung, als solche hat sie mein Gemüt erfrischt und als solche gebe ich sie hier wieder. Jedeenfalls ist es eine Spur, die man weiter verfolgen sollte,
JE
ICh machen diesen scheiße text gerade in untericht sehr scheiße fick dich
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