aus Der Standard, Wien, 24. Juni 2016
Prinzessinnen-Spiel prägt Selbstwahrnehmung und Rollenbilder
Während Buben im Spiel als Superhelden Abenteuer erleben, bietet der Prinzessinnen-Kult für Mädchen kaum Abwechslung. Eine Studie fragt nach den Auswirkungen
chrit. Prinzessinnen stehen bei Mädchen hoch im Kurs. Während Buben auf hoher See wilde Abenteuer bestehen oder als Superman für das Gute kämpfen, identifizieren sich viele Mädchen mit Prinzessinnen-Figuren. Das sei ganz normal und harmlos, sagen die einen. Es presse Mädchen wie Buben in Rollenklischees, meinen die anderen. Eine Studie der Brigham-Young-Universität (BYU) in Utah hat sich nun mit den Folgen für geschlechtsspezifische Rollenbilder im späteren Leben der Kinder beschäftigt.
Die Sozialwissenschafterin Sarah M. Coyne, Associate Professorin an der BYU, hat sich den Einfluss von Disney-Prinzessinnen auf Mädchen genauer angesehen. Sie beforschte rund 200 Kinder im Vorschulalter, befragte deren Eltern und Lehrer und wertete aus, wie lange sich die Kinder im Schnitt mit Disney-Prinzessinnen beschäftigen – etwa, indem sie Filme schauen oder mit den Figuren spielen.
Einfluss auf die Selbstwahrnehmung
Das Ergebnis bestätigt, was in der Erziehungswissenschaft schon länger diskutiert wird: Ja, Vorschulkinder sind empfänglich für geschlechterstereotype Rollenbilder. Und sie beeinflussen deren Selbstwahrnehmung. Fast alle Kinder kennen Disney-Filme: Von den jungen Probandinnen und Probanden haben 96 Prozent der Mädchen und 87 Prozent der Buben Disney-Prinzessinnenfilme gesehen.
Während 61 Prozent der Mädchen mindestens einmal pro Woche mit Prinzessinnen-Figuren spielen, sind es bei den Buben nur vier Prozent. Die Studie gibt Hinweise auf spätere Folgen: Das Spiel mit Prinzessinnen-Puppen beeinflusst auch, wie die Mädchen denken und sich selbst wahrnehmen.
Studienautorin Coyne: "Disney-Prinzessinnen stellen so etwas wie die erste Begegnung mit dem schlanken Schönheitsideal dar – das beginnt im Alter von drei bis vier Jahren."
Eingeschränkter Handlungsspielraum
Das eigentliche Problem sei Coyne zufolge, dass der Handlungsspielraum der Mädchen eingeschränkt werde: Mädchen bekämen schon früh vermittelt, dass sie gefallen sollen.
"Wir wissen, dass Mädchen, die sehr stark von geschlechterstereotypen Rollenbildern geprägt sind, weniger selbstbewusst in anderen Dingen sind. Sie wollen sich eher nicht schmutzig machen und probieren deshalb weniger Sachen aus." Werden Mädchen etwa von vertrauten Personen mit Aussagen wie "Schau dir die kleine Prinzessin an!" konfrontiert, würden sie schon früh darauf konditioniert, auf ein prinzessinnenhaftes Aussehen zu achten.
Buben profitieren von Prinzessinnen
Bei Buben hingegen bringt das Spiel mit Prinzessin und Co sogar mehr Körperbewusstsein mit sich, so die Forscherin. Sie seien auch hilfsbereiter als andere. Die Studie weist darauf hin, dass die Beschäftigung mit Puppen Buben einen notwendigen Ausgleich zum "hypermaskulinen Superheldentum" schaffe, dem sie häufig medial ausgesetzt seien.
Es sei allerdings weder realistisch noch zielführend, Mädchen das Spiel mit Prinzessinnen zu untersagen. Wichtig sei Coyne zufolge, dass Kindern vielfältige Spielmöglichkeiten geboten werden. Und: Eltern sollten sich nicht davor scheuen, mit den Kindern die Vor- und Nachteile von Rollenbildern zu diskutieren, die etwa in Disney-Filmen vorkommen. Das würde das Bewusstsein über die täglich konsumierte Bilderflut fördern – und letztlich auch ein Beitrag zur Medienbildung sein.
Nota. - Gott ja; Prinzessinnen sollen gefallen, doch wer will das nicht? Gott ja - Mädchen werden auf ein Schlankheitsideal gepolt. Und Jungens wird der Waschbrettbauch suggeriert; wieviele von ihnen richten sich als Männer danach?
Den springenden Punkt hat die SozialwissenschaftlerIn natürlich übersehen: Prinzessinnen sind passiv und lassen sich bedienen, Rambos sind aktiv und teilen aus. Das eine macht selbstbewusst, das andre nur eitel.
JE
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