Heut nur soviel: Nein, nicht Idealkinder schweben den Zwangstagsschulherolden vor; das wäre dumm genug. Was ihnen wirklich vorschwebt, ist das zur staatlichen Norm erhobene Durchschnittskind. Nicht nur für die Kinder, die durch Dauerbelehrung überfordert werden, ist der Ganztagsunterricht eine Qual, sondern für alle, die durch Stillsitzen und bleierne Langeweile unterfordert werden, ist sie eine unerträgliche Folter.
In ordnungspolitischer Hinsicht ist die Verstaatlichung der Kindheit ein Angriff auf unsere freiheitlich-demo- kratische Grundordnung. Kinder gehören nicht der Schule, nicht den Pädagogen, nicht der Verwaltung.
In sozialpolitischer Hinsicht ist sie eine Katastrophe. Sie verwüstet die Kindergellschaft mit all ihren sozialisa- torischen und moralisierenden Potenzen, und setzt an deren Stelle die Hackordnung der Pausenhöfe.
4. 12. 2016
Nachtrag. Kinder, wie die Zeit vergeht! Der obige Eintrag ist erst gut ein Jahr alt, aber schon hört man nirgendwo ein didaktisches Argument für die Zwangsstagsschule: Man habe mehr Zeit und könne mehr lernen. Das ist haar- sträubender Unfug, und jeder merkt es. Stattdessen das sozialisatorische Argument: Je länger die Kindern zusam- mengepfercht bleiben, umso gründlicher könnten sie "soziale Verhaltensweisen einüben". Bei diesem Unfug fal- len einem die Haare geradezu aus: Zivile Umgangsformen lernen Kinder untereinander, das ist wohl wahr, aber nicht unter der Käseglocke, sonden auf Straßen, Plätzen und in Parks; nämlich wenn sie unter einander sind.
Da geben sie nun endlich zu: Es sind die Interessen der Wirtschaft an mehr Luft auf dem Arbeitsmarkt. Und die Betroffenen sekundieren: Wenn mehr gearbeitet wird, fallen für den Fiskus mehr Steuergelder an!
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