Donnerstag, 16. Juli 2015

Schule macht kurzsichtig.



Unter der Überschrift Sehen braucht Sonne brachte die FAZ am 7. Juli einen Beitrag von Martina Lenzen-Schulte über den galoppierenden Anstieg der Myopie in aller Welt: In Peking sind vier von fünf Teenagern kurzsichtig, in Südkorea sind es bis 98% der Schulkinder. Bei uns ist es noch nicht ganz so schlimm: Hier sind es nur 35%, aber das ist schon reichlich und wird immer mehr. "Immer mehr Kinder brauchen eine Brille, weil sie drinnen lesen, statt in der Sonne zu spielen."

"Soeben wurde in Plos One eine Arbeit veröffentlicht, wonach bei Rhesusaffen natürliches Licht ein entscheidender Faktor ist, um die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit abzumildern oder zu verhindern, wenn man die Versuchstiere für drei Stunden in einer kritischen frühen Phase der Kindheit natürlichem Licht aussetzte, statt sie in rein künstlicher Beleuchtung zu halten - und zwar selbst unter Bedingungen, die ansonsten Kurzsichtigkeit fördern (doi: 10.10.1371/journal.pone. 0127863). ...

Die Größenordnung, von der man hier spricht, sind ein bis zwei Stunden mehr am Tag, rausgehen sollten diejenigen Kinder, bei denen sich die Kurzsichtigkeit erstmals zeigt - meist sind das Schüler. „Wir können aus neunzehn Studien mit mehr als 20 000 Teilnehmern ableiten, dass es das Risiko einer Kurzsichtigkeit um ein ganzes Drittel senkt, wenn Kinder mehr als zwei Stunden statt weniger als eine Stunde im Freien verbringen“, fasst Wolf A. Lagrèze das derzeit verfügbare Wissen zusammen. Lagrèze leitet an der Universitätsaugenklinik in Freiburg die Sektion für Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie und Schielbehandlung ...

Ein weiterer Risikofaktor ist... eindeutig die Naharbeit. Muss sich das Auge auf Gegenstände in der Nähe konzentrieren und geschieht dies womöglich noch bei schlechter Beleuchtung, ist das für die Sehzentren im Gehirn ein umso größerer Anreiz, den Augapfel zum Längenwachstum anzuregen. Kurzsichtigkeit ist nämlich letztlich darauf zurückzuführen, dass der Augapfel, gemessen an der Brechkraft des Auges, zu lang ist. So schaffen es die gekrümmten Oberflächen von Hornhaut und Linse nicht mehr, die Lichtstrahlen eines Bildes exakt auf die Ebene der Netzhaut am hinteren Teil des Augapfels zu bündeln. 

Lesen ist ein Paradebeispiel für Naharbeit, weshalb sich die Kurzsichtigkeit auch meist in den ersten Schuljahren manifestiert: Nachdem der Augapfel im Alter von etwa vier Jahren fast ausgewachsen ist, stellt in westlichen Ländern vor allem das Lesen den Hauptanreiz für ein weiteres Längenwachstum des Augapfels dar. Das begünstigt daher speziell auch in asiatischen Ländern die Myopie-Epidemie. Der Wunsch nach Aufstieg durch Bildung ist dort derart ausgeprägt und verbreitet, dass die Kinder bereits von der ersten Schulklasse an so gut wie nur drinnen lernen und damit meist hinter Büchern hocken."

Wissen Sie, Lieber Leser, was mir dazu einfällt?

Ja, Sie wissen es selber, da bin ich sicher.


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