aus DiePresse.com, Wien,
Kurzsichtigkeit ist eine Bildungskrankheit
Lesen schadet also doch den Augen: Wer viele Jahre zur Schule geht, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit kurzsichtig. Vererbung ist nur sekundär.
Wer länger lernt, braucht eine stärkere Brille - zu dieser Schlussfolgerung kommt eine neue Studie der Universitätsmedizin Mainz. Was der Volksmund schon lange wusste, ist nun also wissenschaftlich belegt. Ein hoher Bildungsgrad und viele Schuljahre gehen mit häufigerer und stärkerer Kurzsichtigkeit einher, berichten Wissenschafter in der Fachzeitschrift "Ophthalmology".
Mögliche Ursachen seien Lesen, der Blick auf den Computer und ein Mangel an Tageslicht.
Die Mainzer Forscher untersuchten im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie die Sehstärke von 4658 Menschen im Alter von 35 bis 74 Jahren. Dabei erwiesen sich mehr als die Hälfte der Hochschulabsolventen als kurzsichtig, während bei den Probanden ohne höhere Schulbildung nur jeder Vierte von der Sehschwäche betroffen war.
Stundenlanges Lesen schadet den Augen
"Ursache dafür ist vermutlich die 'Naharbeit', die den Alltag von Studierenden bestimmt", sagte der Direktor der Mainzer Augenklinik und Initiator der Gutenberg-Studie, Norbert Pfeiffer. "Laut aktueller Studienlage tragen stundenlanges Lesen, Fernsehen und Arbeiten am Computer zur Verschlechterung des Sehvermögens bei."
Die Anzahl der Kurzsichtigen in der Bevölkerung erhöhte sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte erheblich: In allen Industrienationen weltweit ist mindestens ein Drittel der Bevölkerung kurzsichtig, in manchen Großstädten Asiens sind es sogar fast 90 Prozent. Die Gründe für diesen Anstieg sind noch nicht eindeutig geklärt. "Studien haben jedoch gezeigt, dass Umweltfaktoren wie Bildung, Beruf und Freizeitgestaltung eine entscheidende Rolle spielen", sagte Christian Ohrloff, Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).
Vererbung ist nur sekundär
Dass Kurzsichtigkeit - fachsprachlich Myopie genannt - überwiegend erblich und damit angeboren ist, bestätigen auch die aktuellen Ergebnisse nicht. "Die rapide Zunahme der Myopie, vor allem in Asien, lässt sich nicht mit genetischen Faktoren erklären", sagte Alireza Mirshahi, der die Untersuchung in Mainz geleitet hat. "Wir haben 45 verschiedene genetische Faktoren getestet, aber im Vergleich zum Bildungsstand hatten sie einen viel geringeren Einfluss." Vieles spreche dafür, dass Umwelteinflüsse die Entstehung der Kurzsichtigkeit fördern.
Die Ursache für die Fehlsichtigkeit liegt in einem zu langen Augapfel: Die einfallenden Lichtstrahlen bilden ihren Brennpunkt nicht auf der Netzhaut, sondern davor. Dadurch erscheinen ferne Gegenstände verschwommen. Aber nicht nur das Sehen wird für die Betroffenen zum Problem. Schon mäßige Kurzsichtigkeit von minus 1 bis minus 3 Dioptrien verdoppelt das Risiko für Folgeerkrankungen wie Netzhautablösung, Grünen oder Grauen Star.
Was hilft? Helles Tageslicht
Alle Versuche, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit mit Brillen oder Medikamenten zu heilen oder aufzuhalten, zeigen bisher keinen Erfolg. Aus aktuellen Studien geht jedoch hervor, dass Schüler, die viel Zeit im Freien verbringen, seltener von Kurzsichtigkeit betroffen sind als Stubenhocker.
"Helles Tageslicht scheint sich regulierend auf das Wachstum der Augen auszuwirken", meinte Ohrloff. Auch die Autoren der Mainzer Studie empfehlen Frischluft zur Vorsorge: Da Schüler und Studierende einem höheren Risiko ausgesetzt sind, kurzsichtig zu werden, sei es sicherlich sinnvoll, dass sie dem vorbeugen, indem sie mehr Zeit im Freien verbringen.
(APA)
Nota.
Haben Sie's verstanden? Für den klaren Blick: weniger Schule und mehr Bewegung im Freien. Und ich bin sicher: Wenn man es untersuchen würde, würde sich herausstellen: Zu langes Sitzen, namentlich während des Wachstums, fördert Hüft- und Wirbelsäulenschäden. Und zu wenig Laufen führt zu defomierten Füßen...
JE
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