Montag, 4. September 2017

Ausschlafen!

aus Der Standard, Wien, 1. September 2017, 06:00

Um acht Uhr in die Schule: 
Beginnt der Unterricht zu früh?
Viele Kinder können sich in der Früh noch nicht konzentrieren. Der Grund: Sie sind chronobiologisch gesehen Spätstarter. Sollte die Schule erst später beginnen?

Am kommenden Montag heißt es wieder früh aufstehen, zumindest für die schulpflichtigen Kinder in Niederösterreich, Wien und im Burgenland. Denn: Der Unterricht beginnt in den meisten Klassen um acht Uhr. Das ist jahrzehntelange Praxis, die zu einem ungeschriebenen Gesetz wurde, obwohl Schulen den Unterrichtsstart autonom nach hinten verschieben könnten.

Chronobiologisch werden Menschen in nachtaktive "Eulen" und frühaufstehende "Lerchen" unterteilt. Ob jemand eher morgens oder abends zur Höchstform findet, ist grundsätzlich angeboren. Im Teenageralter ähnelt der Schlafrhythmus aber verstärkt jener von "Eulen". Der Wissenschaft zufolge würden deshalb etwa 70 Prozent der Jugendlichen von einem späteren Unterrichtsbeginn profitieren.

Die meisten Hirn- und Schlafforscher sind sich einig: Ideal wäre ein Unterrichtsbeginn erst um neun oder zehn Uhr. Das haben Studien gezeigt. Eine Untersuchung an einer US-Highschool in Rhode Island kommt etwa zu dem Ergebnis, dass selbst Schüler, die morgens nur eine Viertel- oder halbe Stunde länger schlafen können, psychisch besser drauf sind. Schule und Beruf vereinbaren

Wer gegen seine "innere Uhr" lernt und arbeitet, ist nicht nur weniger produktiv, sondern riskiert auch gesundheitliche Probleme. Chronischer Schlafmangel kann Wachstumsstörungen, Fettleibigkeit und Depressionen fördern, betonen Forscher.

In Schweden und Großbritannien hat die Politik schon vor Jahren reagiert. Die Schulen beginnen dort erst um neun Uhr. Besonders Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sind dadurch leistungsfähiger, so das Argument. Ein nicht zu unterschätzendes Problem dabei: Der "Eulenmodus" lässt sich häufig nur schwer mit dem Berufsleben der Eltern vereinbaren.

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