aus derStandard.at, 18. August 2017, 07:18
Müde Kinder: Experten raten von Prüfungen vor zehn Uhr ab
Schlafmediziner
empfiehlt, Prüfungen in der Schule erst zu einer Uhrzeit anzusetzen, zu
der "Lerchen" und "Eulen" gleichermaßen leistungsfähig sind
Frankfurt am Main – Prüfungen in der Schule sollten am besten zwischen zehn Uhr und halb elf am Vormittag stattfinden. Das empfiehlt der deutschen Chronomediziner Horst-Werner Korf. Denn um diese Zeit verfügen sowohl Frühaufsteher als auch Nachtvögel über die gleiche Leistungsfähigkeit.
Lerche oder Eule – das ist Schicksal
Der übliche Unterrichtsbeginn um acht Uhr belaste dem Experten zufolge vor allem männliche Jugendliche. Volksschulkinder kämen hingegen in der Regel gut mit dem frühen Start klar. "Kleine Kinder sind fast immer Lerchen", sagt Korf. Als Lerchen werden Menschen bezeichnet, deren natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus dem eines Frühaufstehers entspricht. Korf: "In der Pubertät werden dann viele zu Eulen." Lerchen stehen früh auf, Eulen werden am Abend erst spät müde. Daran könne man nichts ändern, denn laut Korf könne kein Mensch auf Dauer gegen seine biologische Uhr leben.
Bio- und Sozialrhythmus passen nicht zusammen
Der traditionell frühe Unterrichtsbeginn komme Lerchen entgegen, sei für Eulen aber "absolut kontraproduktiv", meint der Experte. Wenn diese Kinder um acht Uhr in der Schule sitzen müssten, brächten sie ein Schlafdefizit mit. Aber Schlaf ist für die kognitive Leistung und das Gedächtnis sehr wichtig. Bei den Eulen unter den Schülerinnen und Schülern sei der "Biorhythmus gegenüber dem Sozialrhythmus verschoben". Da besonders postpubertäre männliche Jugendliche häufig zu den Eulen zählten, könnte das auch ein Grund dafür sein, dass deren schulische Leistungen oft schlechter sind.
Chronobiologen fordern schon lange einen späteren Schulstart, "aber es passiert nichts", bedauert Korf. Dennoch könnten die Schulen etwas verändern, ohne an den Gewohnheiten unserer Gesellschaft zu rütteln. Prüfungen könnten in Zukunft beispielsweise nicht in der Früh angesetzt werden, sondern eben "in einem Zeitfenster, wo beide Typen die gleiche Leistungsbereitschaft haben – das ist etwa zwischen zehn Uhr und halb elf". Gerade für Eulen hat der Mediziner noch einen abschließenden Tipp: "Vermeiden Sie blaues Licht am späten Abend: Handy aus." (APA, red, )
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