Donnerstag, 2. November 2017

Bayern, ein Bollwerk gegen die pädagogische Reaktion.

Ganztageschule
aus Süddeutsche.de,Essen in der Mensa und danach wieder Unterricht - in Bayern ist das die Ausnahme.
 
Bayern ist Schlusslicht bei Ganztagsschule


  • In keinem Bundesland gibt es weniger Kinder in Ganztagsklassen als in Bayern.
  • Die Staatsregierung hat bereits vor vier Jahren geplant, dass bis 2018 jedes Kind bis 14 Jahre einen Ganztagssplatz bekommen soll.
  • Die SPD fordert ein Umdenken und neue Ansätze, um den Ausbau voranzutreiben, außerdem will sie einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz.

  • Von Anna Günther
     
    Geht es um den Ganztagsunterricht, belegt Bayern meist hintere Plätze in den Ranglisten der Bildungsforscher. Zuletzt präsentierte die Bertelsmann-Stiftung ihr Gutachten: Bayern ist mit 16 Prozent der Kinder in Ganztagsklassen letztes unter den Bundesländern. Das Kultusministerium kontert stets mit dem vielfältigen Angebot im Freistaat und dem Ausbau nach Bedarf. Nun aber zeigen die blanken Zahlen, was Rankings lange andeuteten:

    Nur 2813 Schüler an den 322 staatlichen Gymnasien besuchten im vergangenen Schuljahr den gebundenen Ganztag, das sind 1,4 Prozent. Zum aktuellen Schuljahr kamen zwei Schulen mit gebundenem Ganztag dazu. Bei den 238 Realschulen sind es sogar nur 1,3 Prozent, also 2150 Mädchen und Buben. Die Mittelschulen kommen auf 18,2 Prozent der Schüler, Grundschulen auf 6,4 Prozent. Dies gab das Kultusministerium nun auf eine Anfrage der Landtags-SPD bekannt.
     

    Die Fraktion fordert ein Umdenken und neue Ansätze, um in Bayern den Ausbau des echten Ganztagsunterrichts voranzutreiben. Darunter verstehen der bildungspolitische Sprecher Martin Güll und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Simone Strohmayr den gebundenen Ganztag, also Unterricht von acht bis 16 Uhr. In dieser Zeit wechseln sich Stoff wie Mathe, Biologie und Deutsch mit entspannteren Phasen wie Sport oder Freiarbeit ab.

    Wenn die Kinder heimgehen, sollten alle Hausaufgaben erledigt sein. Beim Blick auf die Zahlen fällt auf, dass viele Landkreise und kreisfreie Städte gar keine Ganztagsklassen anbieten. In der Oberpfalz besuchen 0,5 Prozent der Gymnasiasten eine Ganztagsklasse, in Oberbayern sind es 0,9 Prozent.


    Spitzenreiter ist Unterfranken mit 2,7 Prozent. Außerdem gibt es an staatlichen Gymnasien meist nur bis zur 7. oder 8. Klasse Ganztagsunterricht, an Realschulen in der Regel nur bis zur 6. Klasse.

    Und nun halten Sie sich fest, nachem alle andern Rechtfertigungen der Zwangstagsschule widerlegt sind, fällt den Unentwegten die... na was wohl? Richtig: die Hirnforschung ein!
     
    "Das System Halbtagsschule funktioniert aber nicht mehr", sagt Güll. Das zeigten Erkenntnisse der Hirn- forschung: Das Gehirn könne Gelerntes besser verarbeiten, wenn sich Kinder zwischenzeitlich bewegten. Für viele sei es unmöglich, sich sechs Stunden lang zu konzentrieren.

    Der gesunde Menschenverstand sprendet Beifall: Genau! Sechs Stunden sind zuviel, und die Pausen sind viel zu kurz. Doch ein solcher waltet nicht bei den Experten, sie stellen's auf den Kopf: Wir verlängern, statt zu verkürzen!

    Dass Sozialdemokraten und Bertelsmannstiftung aber vorgeschlagen hätten, die Schule nach Kaffeepause und Abendbrot bis in den Abend auszudehnen und nach dem Nachtschlaf dann mit dem Frühsport morgens um sieben geleich weiterzumachen, ist aber ein Gerücht, das mir die Redaktion auf Anfrage nicht bestätigen wollte.

    Als die Bertelsmann-Studie öffentlich wurde und das Kultusministerium wie üblich reagierte, reichte die CSU-Landtagsfraktion einen Antrag für eine familiengerechtere Arbeitswelt ein. Inbegriffen ist darin, dass man sich bei den Kommunen für bessere Betreuung in den Randzeiten einsetzen werde. Kurz darauf lehnte die CSU den SPD-Antrag für besseren Ganztag im neuen G 9 ab.

    Wenn alle andern in Deutschland den Irrsinn mit System betreiben, ist auf die alte bairische Liberalität gottlob noch immer Verlass.
    JE


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