Donnerstag, 26. Februar 2015

Das Kind im Mann und in der Frau.

aus scinexx

Partnerwahl: 

Kindsköpfe erwünscht
Männer und Frauen sehen Verspieltheit als bevorzugte Charaktereigenschaft beim Partner

Männer und Frauen mögen ihre Partner gerne verspielt, wie Forscher nun herausgefunden haben. Freundlichkeit, Intelligenz, Humor gelten zwar als die wichtigsten Eigenschaften bei einem möglichen Partner - dicht gefolgt jedoch von Verspieltheit, darin waren sich Männer und Frauen einig. Gerade Menschen in Beziehungen gaben dabei an, dass sie sich selbst auch für verspielt hielten, wie Schweizer Forscher berichten.

Verspielte Menschen mögen Wortspiele, improvisieren gern und gehen leichtherzig an eine Herausforderung heran, erfreuen sich an ungewöhnlichen Dingen, setzen sich spielerisch mit anderen auseinander, necken gerne – und gestalten eine Situation so, dass sie selber und andere dabei unterhalten werden: Verspieltheit zeigt sich auch bei Erwachsenen in vielen Facetten, sie ist aber in der Psychologie noch vergleichsweise wenig erforscht


Verspieltheit als Eigenschaft untersucht


Erst kürzlich hat der Anthropologe Garry Chick von der Pennsylvania State University eine Theorie der Verspieltheit bei Erwachsenen entwickelt. Diese geht davon aus, dass es ein erwünschtes Merkmal in der sexuellen Selektion ist: Sie zeigt den Frauen bei Männern geringe Aggressivität und den Männern bei Frauen Vitalität an. Eine erste US-Studie stützte diese These.


René Proyer und seine Kollegen der Universität Zürich haben nun in einer Studie untersucht, ob die Verspieltheit auch in der europäischen Kultur eine bedeutsame Rolle bei der Partnerwahl spielt. Sie testeten dies mit 327 jungen Erwachsenen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Aufgabe der Probandinnen und Probanden war es, in einer Liste mit 16 Eigenschaften jeweils anzugeben, ob sie diese an einer künftigen Partnerin oder an einem möglichen Partner wünschenswert finden oder nicht.


Kind im Partner gewünscht


Wie sich zeigte, stellt Verspieltheit sehr wohl ein wichtiges Kriterium bei der Partnerwahl dar. An vorderster Stelle rangierten bei beiden Geschlechtern zwar Freundlichkeit, Intelligenz, Humor und Spaßorientierung – Verspieltheit fand sich aber immerhin im Mittelfeld wieder, mit vergleichsweise wenig Abstand zu den Favoriten. Zudem lag sie deutlich vor Merkmalen wie einem Hochschulabschluss, guten Erbanlagen oder der Religion, wie Proyer und seine Kollegen berichten.


Vergebene verspielter als Singles

Die Auswertungen ergaben außerdem, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich selbst als verspielt beschrieben hatten, Verspieltheit, Humor, Gelassenheit, Spaßorientierung und Kreativität auch unter ihren potenziellen Partnerinnen und Partnern bevorzugten.


Darüber hinaus schätzten sich auch jene Teilnehmenden häufiger als verspielt ein, die sich aktuell in einer Partnerschaft befanden, als jene, die gerade Single waren. "Bei aller Vorsicht bei der Interpretation der Daten könnte dies ein Hinweis sein, dass Verspielte tatsächlich als attraktivere Partner wahrgenommen werden oder dass sich Verspieltheit in der Partnerschaft verstärkt entfaltet", so Proyer. ( American Journal of Play, 2015)

(Universität Zürich, 25.02.2015 - MAH)



Nota. - Ach, das ist schade, dass es dafür keine Vergleichszahlen von vor, sagen wir, vierzig oder fünfzig Jahren gibt. Ich vermute nämlich, dass es sich dabei um ein recht neues Phänomen handelt, das ich anderswo als das Veralten der Erwachsenheit beschrieben habe - für das auf der gegenüberliegenden Seite der kommerzielle Aufschwung von Kiddie Kulture zeugt, für den die Weltkarrieren von - sukzessive - Michael Jackson, Harry Potter, Tokio Hotel und Justin Bieber stehen. Mit dem Vergehen der Arbeitsgesell- schaft verblasst der Unterschied zwischen Spiel als dem spezifisch Kindlichen und Arbeit als dem spezi- fisch Erwachsenen. (Wobei, was nicht übersehen werden soll, das Spielen und das Kindliche gewerbsmä- ßig entkeimt, indem sie verwertet werden.)
JE



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